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Umweltveränderungen – Notizen aus der Schädlingsbekämpfung
Umweltveränderungen unterschiedlicher Art werden in der praktischen Schädlingsbekämpfung sichtbar. Nun haben wir, weil wir Schädlingsbekämpfung ökologisch aus naturwissenschaftlicher Perspektive betreiben, einen anderen Ansatz und beobachten und sehen anders.
Drei Beispiele aus letzter Zeit:
Der Buchsbaumzünsler und seine gefräßigen Larven setzten den Buchsbäumen arg zu. Folglich wurde behandelt, um die Buchse zu erhalten. Dann berichtete vor 2 – 3 Jahren einer unserer Kunden, Meisen flögen in die Buchse. Wie bitte? Mit der Zeit wurden derartige Mitteilungen häufiger. Im vergangenen Frühjahr 2019 haben wir noch einmal einen großen, sehr alten Buchsbaumbestand behandeln müssen: Er wies erhebliche Fraßschäden auf. Doch im Verlauf des Sommers waren weitere Behandlungen gegen die vielfräßigen Larven nicht mehr erforderlich. Bei mehrfacher Kontrolle, wie es die Zeit zuließ – keine Fraßschäden mehr! Vielmehr flattern nun Singvögel aus den Buchsen, wenn wir sie auf Befall kontrollieren. Was ist passiert? Offenbar werden aufgrund des Rückgangs an Insekten und deren Larven inzwischen auch die bislang geschmähten Buchsbaumzünslerlarven gefressen, die bisher aufgrund ihres Geschmacks verschmäht wurden.
Ein anderer Fall: 2018 beobachteten wir, dass in Gebäuden als Weiser alter Feuchteschäden siedelnde Ameisen, die bis Mitte des Sommers aktiv waren und auch geschwärmt hatten, im Herbst abgestorben waren. Tot. Bei der Kontrolle auf bauliche Schäden fanden wir nur tote Ameisen. BVerwundert rieben wir uns die Augen. Was war hier bloß los? Im Austausch unter Kollegen kamen wir zu der Annahme, dass der extrem heiße Sommer 2018 mit monatelanger Trockenheit die Gebäude derart ausgetrocknet, beinahe schon ausgeglüht hat, dass die Ameisen keine Feuchtigkeit und kein Futter mehr für die Brut fanden. Sie trockneten aus! So etwas hat es bisher noch nicht gegeben.
Im letzten Sommer erlebten wir erstmals, dass bereits vereinbarte Termine zum Bekämpfen von Wespen von den Kunden abgesagt wurden. Die Begründung: Die Wespen seien nicht mehr da. Wie bitte? Und das gerade bei den vermuteten Arten, die häufig in Rollladenkästen und zum Ende des Sommers erst die bekannte große Individuenzahl erreichen? Auch hier scheint das Kümmern oder gar Absterben an sich intakter Völker an einem spürbaren Rückgang bei den Insekten zu liegen.
Das eine oder andere mag Manchem gefallen, ist aber in hohem Maße besorgniserregend. Solche Beobachtungen geben zu denken. Sie werfen die Frage auf, ob und wie hier gegengesteuert werden kann. Schließlich geht es um unser aller Zukunft!