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Ein hochinteressanter, aber bisweilen nerviger "Super-Organismus"
Quirrlig wieseln sie umher, immer unterwegs, immer in Bewegung. Atemlos, rastlos. Scheinbar planlos. Mitnichten! Das Leben der Ameisen - circa 175 Arten in Europa, 12.000 - 20.000 weltweit - ist menschlichem Leben - vorlaut ausgedrückt - manchmal - was die Organisiertheit oder die Kommunikation angeht - sogar überlegen.
Von den in Mitteleuropa vorkommenden Ameisenarten sind die meisten als Vertilger von Schadinsekten ausgesprochen nützlich. Die Schwarzgraue Wegameise, die in Europa weit verbreitet ist, gehört allerdings zu den wenigen Arten, die im menschlichen Umfeld schädlich werden können.
Sie zählt zu den monogynen Ameisenarten, das heißt, jede Kolonie enthält nur eine Königin, die bis zu 28 Jahre alt wird. Die ebenfalls geflügelten, schwarz gefärbten und zirka 4 mm langen Männchen entwickeln sich einmal pro Jahr und sterben nach dem Hochzeitsflug ab.
Die Schwarzgraue Wegameise legt ihre Nester in Sandböden mit geringer Vegetation in der Erde an. Auf feuchten Böden mit reicher Vegetation werden Erdhügel errichtet, die bis über die Grasdecke reichen. Flache Steine, Terrassenplatten und dergleichen werden bevorzugt, da sie Schutz vor Nässe bieten und sich tagsüber durch die Sonne aufwärmen und nachts diese Wärme abgeben. Durch die Anlage der Nester unter Gehwegplatten und Steinen kommt es stellenweise zu einer Absenkung des Untergrundes. Die Wegameisen leben in zum Teil weit verzweigten Nestsystemen, die durch vertikale und horizontale Gangsysteme miteinander verbunden sind. In welcher Kammer sich die Königin befindet, ist von außen nicht erkennbar. Die Nestbereiche verschiedener Kolonien können miteinander verzahnt sein wobei aber keine Verbindung zwischen den Kolonien besteht und sich die Tiere verschiedener Kolonien meiden.
Die Schwarzgraue Wegameise wandert nur auf der Nahrungssuche in Gebäude ein. Die Nester liegen im Umkreis der Häuser im Außenbereich. Während sich die Arbeiterinnen im Freien vor allem von Honigtau ernähren, suchen sie innerhalb von Gebäuden zuckerhaltige Produkte wie Marmelade, Fruchtsäfte, Honig und dergleichen auf. Zeitweilig wird eiweisshaltige Nahrung zur Aufzucht der Larven benötigt. Die Arbeiterinnen können dann im Haus auch an Fleisch- und Wurstwaren gefunden werden. Es werden sowohl flüssige als auch feste Nahrungsmittel angenommen, die bis zu 30 Meter und mehr vom Nest entfernt sein können. Die Wege zu den Futterquellen werden von den Arbeiterinnen mit Spurpheromonen gekennzeichnet. Das von diesen Kundschafterinnen eingesammelte Futter wird an Arbeiterinnen im Nest weitergegeben, die ihrerseits die Brut und die Königin füttern. Nahrungsvorräte werden in den Völkern nicht angelegt. Die Spurpheromone werden von den Arbeiterinnen über Geruchsrezeptoren der Fühler aufgenommen.
In Lebensmittel verarbeitenden Betrieben sowie im Gaststättengewerbe kann die Art aufgrund der Kontamination von Nahrungsmitteln mit humanpathogenen Keimen schädlich werden. Durch die von den Ameisen abgegebenen Sekrete, vor allem Ameisensäure, kann es eventuell zu Hautreizungen kommen.
Hier wurde ein Gelköder ausgebracht, um gegen eine Kolonie, die das Haus anfing zu bevölkern, vorzugehen.
Auch wenn es immer wieder Situationen gibt, in denen wir gegen Tiere wie Ameisen vorgehen (müssen): Es bleibt die Faszination für hochinteressante Tiere!
Die diesem Text zugrunde liegende detaillierte Beschreibung der Schwarzgrauen Wegameise Lasius niger stammt von Dr. Reiner Pospischil, Bergheim.