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Tür an Tür mit Hornissen - ein Konflikt wird gelöst
Am Anfang machte man sich noch keine Gedanken. Man beobachtete, wie sie bei gutem Flugwetter den Spalt zwischen Dach und Terrassenfenster anflogen, landeten und dann plötzlich unter den Dachpfannen verschwanden.
Hornissen
Dass der Flugbetrieb regelmäßig zu hören war, fing erst später an zu beunruhigen, als die Tiere mehr wurden, das Volk zu wachsen begann und besonders, als die Terrasse sich zur Hauptan- und -abflugschneise umfunktioniert wurde. Als dann noch abends und in der Dunkelheit die teils nachaktiven Tiere auf der Terrasse Sitzende umflogen, brach der Damm. Die Beunruhigung war zu groß und der Konflikt da: Die einen wollten freie Zeit und die Abende draußen auf der heimeligen Dachterrasse in vertrauter Runde genießen, die anderen nutzten diesen Bereich als normalen Teil ihres Lebensraum.
Da Hornissen nach Bundesartenschutzverordnung unter Schutz stehen, blieb nur, von der Unteren Naturschutzbehörde die Genehmigung zur Umsiedlung einzuholen. Gesagt, getan. Vor Ort zeigte sich die Lösung des Problems schwieriger als gedacht: Das Volk nistete in einer engen Spalte zwischen Haus und Dachterrassenabstellkammer und war nicht ohne die Gefahr zu entnehmen, dass möglicherweise die Königin nicht mit umgesiedelt worden wäre. Ganz abgesehen von der Frage: Wie bekommen wir das Nest unbeschädigt aus dieser engen Spalte? Währenddessen wurde unser Treiben auf dem Dach und rund um das Nest beäugt. Die Hornissen benahmen sich sehr vorsichtig, beinahe ängstlich. Neben diesen Überlegungen kam dire Frage auf: Und wie hoch belaufen sich entstehende Kosten?
Daneben standen die Bewohner mit ihrer Sorge vor den großen, laut brummenden und bedrohlich erscheinenden Insekten.
Wir entschlossen uns, die Anflugrichtung umzulenken und bauten eine Kunststoffkonstruktion auf das Dach.
Ob nun die nachfolgende Schlechtwetterperiode oder unsere Bemühungen zum Erfolg führten; der Flugbetrieb über die Terrasse hat deutlich nachgelassen und wird sich in den nächsten Wochen weiter reduzieren. Auffällig war das Verhalten der Hornissen. Von einigen Wespenarten sind wir gewohnt, dass sie uns umfliegen und - wenn wir uns dumm anstellen - auch attakieren. Nicht so Hornissen: Bei ihnen gewinnen wir den Eindruck, dass sie besonders vorsichtig und fast schon ängstlich auftreten. Als wären sie sich ihrer bedrohlichen Größe und furchteinflößenden Erscheinung durchaus bewußt. Das ist natürlich jetzt stark vermenschlicht, soll aber beschreiben, wie das Verhalten, das "Auftreten" eines Insekts auf uns als Menschen auch wirken kann.